Thorsten W. - 2014年 11月 13日  Das Lifestyle-Magazin "Intro" tut gut daran, diesem spanischen Mystery-Thriller seine Empfehlung auszusprechen. Ich war anfänglich etwas skeptisch, denn die letzten Kreationen aus dem Sangria-Land hatten für mich eher die Qualität des selbigen Weingepansches - gehaltlose Vermengung einiger guter Zutaten, aufgefüllt mit ganz viel billigem Nichts. Die Zeiten, in denen die Spanier unangefochtene Nummer 1 im Horrorgenre waren, schienen für mich endgültig vorbei. Mit "Ende" halte ich nun einen großartigen Lichtblick in Händen, der inhaltlich endlich mal wieder sehr positiv aus dem großen Einheitsbrei heraus sticht und auch produktionstechnisch glänzen kann. Wer hier der Coveraufmachung Glauben schenkt und einen billigen C-Movie vermutet, sollte unbedingt den Blick riskieren. Jorge Torregrossas Endzeitvision beginnt mit einem Treffen alter Freunde in einer abgelegenen Berghütte, vorbereitet von einem der ihren, der schon damals als psychisch labil und angeschlagen galt und viele Jahre in einer Heilanstalt einsaß. Aufgrund seiner Visionen gaben sie ihm den hämischen Beinamen "Der Prophet", was sich im Verlauf der Geschichte auf erschreckende Weise bewahrheiten soll. Er selbst taucht jedoch beim Treffen nicht auf. Aus anfänglichem Spaß entwickeln sich einige Streitereien und als die Anwesenden erfahren, wer tatsächlich hinter der Einladung steckt, wird das Treffen abgebrochen. Bevor die Gäste jedoch abreisen, beobachten sie plötzlich ein ungewöhnliches Naturschauspiel. Der Nachthimmel färbt sich leuchtend orange, woraufhin alle elektonischen Geräte versagen. Kein Licht, kein Telefon, kein Radio, kein Handy, kein Auto... Unfähig Hilfe herbei rufen zu können, macht sich die Gruppe zu Fuß auf den beschwerlichen Weg in die nächste Stadt. Während sie über die entvölkerte Erdoberfläche wandern, verschwinden auch die Freunde einer nach dem anderen absolut spurlos.
Wer Filme wie "Quiet Earth", "Another Earth" oder "Melancholia" mag, wird auch in "Ende" eine wahre Fungrube an Interpretationsmöglichkeiten entdecken. Es geht nicht um das "Warum" - schließlich wissen wir alle, dass wir unseren Planeten irgendwann selbst zugrunde richten werden und es allerhöchste Zeit für einen "Neubeginn" ist - es geht einzig um das "Wie". Es geht nicht um das Ende des Lebens auf der Erde, sondern um das Ende der Schuldigen, der Menscheit. Den Tieren geschieht nichts. Ich finde die Idee, einen nach dem anderen ohne großartige Erklärung aus dem Spiel zu nehmen, einfach genial. Ganz ohne großes Getöse, ohne Urknall, ohne Erdbeben, ohne Sintflut, ohne außerirdische Invasion, ohne Krieg, ohne jedwedes Blutvergießen wird uns der Abgang der "Krone der Schöpfung" vor Augen geführt und das exzellent gefilmt in dieser herrlichen Umgebung. Grandios, dass der Film jegliche Erklärung verweigert, dass selbst die Akteure nicht versuchen, eine Begründung zu finden. Letztendlich ergeben sich die Übriggebliebenen einfach der Vorhersehung ihres "Propheten", die er akribisch in Form eines gezeichneten Buches hinterlassen hat. Jede einzelne Begebenheit ihres Weges ist darin bereits skizziert - eindeutig, erbarmungslos, unausweichlich.
Dass man für die letzte Szene eine Frau und einen Mann auf dem Meer treibend in eine dichte Nebelwand schippern lässt, ist eines der perfektesten Enden der Filmgeschichte, kann es doch das endgültige Ende der Menschheit bedeuten, ebenso gut aber auch die Saat der "neuen Menschen" darstellen. Der weibliche Name könnte die Richtung vorgeben, könnte aber ebenso gut einfach nur ein zynisches "Bonbon" sein. Da kommt es auf die persönliche Sichtweise an und wie sehr diese vom christlichen Glauben geleitet wird.
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