Markus Kolodziej - 30.10.2011  Mitte des Jahres 1980 kamen THE BIRTHDAY PARTY von Australien nach London, nachdem sie gerade ihren Bandnamen BOYS NEXT DOOR abgelegt hatten, und spielten ihre ersten Konzerte in UK. Und diese Konzerte waren in etwa so, als ob die gesamte biblische Apokalypse über die Bühne fegte. Pure und zügellose Energie, von einer, im damaligen Punk geprägten England, merkwürdig anmutenden Band um Nick Cave. Ein dürrer Cave in einem schwarzen Anzug lag auf der Bühne und wälzte sich auf dem Rücken unter gellendem Geschrei. Im Juli 1980 spielten sie im Moonlight Club in London ein grenzwertiges und chaotisches Konzert, nachdem sie in den zehn Minuten vor dem Konzert den gesamten ihnen zustehende Alkohol des Veranstalters konsumierten. Im Vorprogamm gaben im Übrigen DAF ihr Bestes. Anwesend war Ivo Watts-Russell, der kurz zuvor das Label 4AD ins Leben gerufen hatte und die Band danach unter Vertrag nahm. Die Songs von „Prayers Of Fire“ wurden größtenteils bereits in Melbourne eingespielt und im April 1981 auf 4AD veröffentlicht: ein wüster Sud aus brachialen Reminiszenzen an THE STOOGES, Captain Beefheart, SUICIDE und THE VELVET UNDERGROUND. Die Band arbeitete auf diesem Album, beispielsweise beim Song „Nick the stripper“ (Nick Cave brillierte im „Video“ zum Song als sichtlich glaubwürdiger Irrer – in etwa so, wie er es viele Jahre später im Film „Ghosts Of The Civil Dead“ (1988) tat), mit einer Punk Jazz Bläser Formation Namens EQUAL LOCAL aus Melbourne. THE BIRTHDAY PARTY kamen mit diesem Album aus dem dunkelsten Kellerloch der Welt, konsequent und plakativ Anti. Mit Punk und insbesondere Gothic wollten sie nichts gemein haben (Mick Harvey betonte die Antipathie zu Gothic oft). Als sie für BAUHAUS Support spielten, stiegen Bassist Tracy Pew und Nick Cave beim letzten Song von BAUHAUS zu Peter Murphy auf die Bühne, zogen ihn auf den Boden und malten ihm mit einem rotem Lippenstift ziemlich eindeutige Zeichen auf die Brust. Songs wie der Albumopener „Zoo music girl“ konzentrierten die infernalischen Qualitäten der Band. Live schrie Nick Cave die Lyrics ins Publikum: „I murder her dress till it hurts, I murder her dress and she loves it.“ Die Australier schonten niemanden – am wenigstens sich selbst. Tracey Pew fiel beim Konzert im Kölner Stollwerk wie ein gefällter Baum auf die Bühne um knallte laut auf den Boden, stand aber kommentarlos wieder auf: Bass und Cowboyhut – einen texanischer Stetson – weiterhin an der richtigen Stelle. In einigen Songs von „Prayers Of Fire“ hat man den Eindruck, der schräge Einsatz des Saxophons war eine Art krankes Requiem für Ennio Morricone. Das ganze Album steht in einem dunklen Schatten aus Nihilismus und Destruktivismus: ein brachialer Anschlag auf sämtliche konventionelle Hörgewohnheiten. Nick Cave arbeitete damals in seinen Texten viel mit Neologismen wie „Gloomloom“, ,,Clocklock“, „Paperparrent“ oder „Diehood“. Am besten lässt sich das gesamte lyrische Werk zu dieser Zeit als „Graveyard Poetry“ bezeichnen. Wer lebend aus diesem Inferno davon gekommen war, konnte sich glücklich schätzen. Bereits zu dieser Zeit spielte Gitarrist Rowland S. Howard, der Ende 2009 verstarb, einen auf das Wesentliche skelettierten Desperado Blues, der ihn Zeit seines Lebens einmalig und unverwechselbar machte.
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Orlik M. - 09.03.2023  Prayers on Fire is the debut studio album by Australian rock group The Birthday Party, which was released on 6 April 1981 on the Missing Link label in Australia, later licensed to the 4AD label. This was the band's first full-length release on an international record label and the first after changing the group's name from The Boys Next Door to The Birthday Party
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